Studie: Junge Männer wollen kaum noch Priester werden

Studie: Junge Männer wollen kaum noch Priester werden

Bonn (epd). Junge katholische Männer wollen einer wissenschaftlichen Studie zufolge kaum noch Priester werden. Priesteramtskandidaten kommen mehrheitlich aus konservativen, traditionalistischen und kinderreichen katholischen Familien, heißt es in der am Freitag vorgestellten Studie „Wer wird Priester?“. Damit seien sie „Exoten“, sagte Nikita Katsuba, der im Auftrag der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Zentrum für Pastoralforschung Bochum (zap:bochum) die Untersuchung erstellt hat. In der deutschen Bevölkerung machten solche Familien nur rund zehn Prozent aus.

Durch den Trend der Entkirchlichung in der Gesellschaft reduziert sich den Forschern zufolge die gesellschaftliche Gruppe, aus der Priesteramtskandidaten derzeit kommen. Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz besuchen derzeit 297 Männer ein Priesterseminar. Für die Studie wurden 847 Männer angefragt, die zwischen 2010 und 2021 zum Priester geweiht wurden, sowie 1.668 Männer, die aus dem Priesterseminar ausgeschieden sind. Antworten erhielten die Forschenden von 153 Priestern und 18 ehemaligen Anwärtern. Der Untersuchungszeitrum erstreckte sich von Oktober 2021 bis Februar 2022.

Im Schnitt waren die Befragten 37 Jahre alt, 97 Prozent wurden in Deutschland geboren, 93 Prozent hatten keinen Migrationshintergrund. Laut Katsuba hatte kein einziger Kandidat Eltern, die außerhalb Europas geboren wurden.

Der Direktor des zap:bochum, Matthias Sellmann, sagte, die Kirche stehe vor einem erheblichen Reformbedarf beim Priesterberuf. Viele Priester wollen demnach zwar Seelsorger sein, aber nicht Chef oder Manager, was eine Anforderung des Berufs etwa in der Gemeindeleitung sei. Zudem fremdele die Mehrheit der Befragten mit kirchlichen Reformanliegen. Sie hätten nicht den Anspruch, Innovatoren zu sein, sagte Sellmann. Die Bischofskonferenz arbeitet derzeit an einem neuen Konzept für die Priesterausbildung, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Michael Gerber.